Alle Topathleten Deutschlands waren zur Deutschen Meisterschaft U13 gekommen. Alle fit, keiner musste passen, Spannung pur in den beiden Hallen in Elmshorn für ein Wochenende voller Duelle mit dem Degen.

Im Favoritenkreis natürlich immer die Landes-Teams rund um die Bundesstützunkte: Sachsen, Württemberg, Nordrhein. Doch dieses Jahr wurde auch das Team Hessen rund um Mannschaftskapitän Tom Fey von der SSG Bensheim hoch gehandelt.

Ins Team berufen waren außerdem Bjarne Brückmann und Raphael Neumann (Offenbach) und Arseny Tatarov (Dillenburg). Und obwohl man sonst um die Medaillen konkurriert, verstehen sich die vier doch ausgezeichnet. Man kämpft füreinander – keine Selbstverständlichkeit.

Und Teamgeist war schon in der ersten schweren Begegnung gegen Bayern gefragt. Gegen das unangenehm agierende Team kamen die Leistungsträger Fey und Brückmann zunächst schlecht zurecht. Und da war es an Tatarov, die Initiative zu ergreifen und mit 7:0 im dritten Gefecht den Rückstand zu drehen und die Hessen auf die Siegerstraße zu führen. 45:29 hieß es am Schluss und nun waren alle vier im Turnier angekommen.

So wurde es erst im Halbfinale wieder richtig spannend. Beim Match gegen das Team Nordrhein standen nur noch Athleten aus dem deutschen Top-30 auf der Piste. Immer wieder gingen die Hessen in Führung und immer wieder konnte Nordrhein sich zurück kämpfen.

Es ging hoch her bei Zuschauern und an der Bahn und im vorletzten Gefecht stand das Match kurz vor dem Abbruch. Nordrhein hatte im vorletzten Gefecht bereits eine schwarze Karte wegen wiederholtem Stören von außen erhalten, die aber von der Turnierleitung nach längerer Diskussion widerrufen wurde – das Gefecht wurde wieder aufgenommen.

Deutsche Meister U13 – Team Hessen mit Bjarne Brückmann, Tom Fey, Arseny Tatarov und Raphael Neumann (Bild: Fey)

Zum Glück stand zu diesem Zeitpunkt gerade der Bensheimer Tom Fey auf der Bahn. Mit der größten Wettkampf-Erfahrung hat er die meisten Situationen bereits gesehen. Und so blieb er fokussiert, konnte die nächsten Treffer erzielen und Brückmann einen Vorsprung ins letzte Gefecht mitgeben.

Der ließ sich das Geschenk nicht entgehen. 45:40 hieß es am Schluss und damit der Einzug ins Finale.

Dort traf man mit dem Team Sachsen rund um Franz Koch aus Dresden auf den erwarteten, starken Gegner. "Gebt mir drei Treffer vor fürs letzte Gefecht, dann hole ich’s sicher. Alles andere ist Risiko!", war die Ansage von Schlußfechter Tom Fey an seine Teamkameraden.

Und hatte dann selbst mit einem 5:3 und einem 7:1 gehörig Anteil daran, die Vorgabe umzusetzen und mit soliden sieben Punkten Vorsprung ins Schlußgefecht gehen.

Das letzte Duell des Tages. Tom Fey gegen Franz Koch – die beiden derzeit besten U13-Fechter Deutschlands auf der Finalbahn, vor vollen Rängen. Ein würdiger Abschluss.

Gemäß Team-Taktik verwaltete Fey zunächst den Vorsprung. Drei Minuten reichen für den Sieg. Aber für den Bensheimer mit dem wohl aggressivsten Fechtstil der deutschen U13 ist das eine ungewohnte Aufgabe. Und so fiel zunächst Treffer um Treffer für Sachsen, die bis zum 42:40 heran kommen.

Wie aus dem Nichts entschließt sich Fey, die Initiative wieder an sich zu reißen. Mitten ins Vorrücken seines Gegners täuschte er kurz zur Hand an, um dann unerwartet abzutauchen und zum Fuß zu punkten.

Nach diesem spektakulären Treffer fallen die restlichen Punkte in wenigen Sekunden. 45:41 heißt es am Ende. Begeisterung von den Rängen. Tom ist mit seinem Team Hessen Deutscher Meister.

Herzschlag-Finale im Einzel endet silbern

Auch im Einzel ist schon vor den Wettkämpfen "Tom gegen Franz" er häufigste Tipp für das Finale.

Und tatsächlich: nach einem intensiven Wettkampftag stehen sich die beiden ein weiteres Mal gegenüber.

Spätestens nach dem Halbfinale gegen Team-Kamerad Bjarne Brückmann waren die Sympathien der Zuschauer klar verteilt. War das erste Halbfinale noch eine zähe Veranstaltung gewesen, hatten die beiden Hessen druckvoll und mit höchsten Tempo gefochten und die Halle begeistert.

Unterschiedlicher könnten die Stile im Finale nicht sein: Defensive, Blocken und Fehler bestrafen gegen Druck, Athletik und Lücken reißen – Franz Koch gegen Tom Fey.

Zunächst etwas zu ambitioniert kamen waren die ersten Angriffe etwas zu tief gesetzt und Fey lag viel zu schnell 0:4 zurück. Dann wurde es aber lauter in der Halle, denn Stück für Stück konnte er aufholen.

Gold und Silber bei den Deutschen Meisterschaften: Tom Fey (Bild: Fey)

Als tatsächlich 12 Sekunden vor Ende der Kampfzeit das 9:9 fiel, hatte Fey die Halle zum großen Teil hinter sich. Er hatte das Finale gestaltet und die Initiative ergriffen.

Und dann, fünf Sekunden vor der Verlängerung, setzte er tatsächlich noch den letzten Angriff. Zwei Klingenschläge, Sprung, Sturzangriff. Die Spitze gleitet von der hinteren Schulte ab, der Mitstoß von Koch trifft. Mit 9:10 nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen.

"In der Situation - Warum greift er da nochmal an?", schüttelte einer der Stützpunkt-Trainer den Kopf. Weil er die Initiative ergreift, wenn er die Chance sieht. Weil er seinem Können vertraut. Weil er Bensheimer Fechter ist.